975 Jahre der ersten namentlichen Beurkundung durften wir im Jahr 2016 feiern. Aber das Jahr 1041 entspricht nachweislich nicht unserer Ortsgründung.
Denn - entsprechend unserer Recherchen zogen die germanischen Fankenstämme schon um das Jahr 950 "rodend südwärts", verdrängten die in der Ebene ansässigen "Alamannen" und nahmen das Land ein. Nach der "Urbarmachung" der Gegend um Rotenfels ließen sich eben diese Franken hier nieder und begannen zu wirtschaften. Das Land brachte bald Ertrag, Grund genug für die damaligen weltlichen Regenten, dieses Land mit all seinen Bewohnern und Einkünften als edle Stiftung der Kirche zu überlassen, wobei 1041 erstmals der name Rotenfels urkundlich auftaucht.
Aber dieser Zeitraum ist nicht unbedingt mit der "ersten Besiedelung" unserer Gegend gleichzusetzen. Denn, schon die Römer waren hier. An der Rotenfelser Gemarkungsgrenze, zwischen Winkel und Oberweier, sowie im Wald zwischen Rotenfels und Kuppenheim, wurden, wie so häufig auf der Schwarzwald-Vorbergzone anzutreffen, römische Siedlungsplätze aufgefunden. Weitere Einzelfunde römischer Relikte auf unserer Gemarkung und der näheren Umgebung zeugen von einem offenbar regen Treiben in der Römerzeit, was wohl mit der räumlichen Nähe zum römischen Badeort Aquae Aurelis - Baden-Baden zusammenhängt. Diese Römerstadt musste versorgt werden - vom fruchtbaren Ackerland seiner Umgebung aus.
Aber auch nicht die Römer waren die ersten Siedler. Vom Neolithikum, vor ca. 15.000 Jahren, sind bei Rotenfels ebenfalls Einzelfunde vorhanden.
Jedoch werden die Franken um 950 sicherlich unbesiedeltes Land vorgefunden haben, sodass unsere Ortsgründung als "Rotenfels", was damals übrigens keine typische Ortschaft, sondern ein ungefähr Landkreis-großes "Landgut" war, ihnen zu verdanken ist. Und - von Rotenfels aus ging's weiter Tal-aufwärts, alle Orte wurden von hier aus erschlossen, wobei in Rotenfels selbst eine kleine Vogtsburg stand (Ringwallanlage auf dem kleinen Schanzenberg). Schliesslich überrang der Rodungsplatz Gernsbach die einstige Stellung unseres Ortes, erhielt als Sitz der lokalen Regenten am Fuße der Burg Neu-Eberstein bald Stadtrechte, galt lange Zeit als "Hauptstadt des Murgtals", und wurde schon 1243 kirchlich aus der Rotenfelser Pfarrei herausgelöst.
Die Verleihung der Stadtrechte an Gaggenau ist jüngeren Datums (1922), und der Gaggenauer Industriegeschichte zuzuschreiben. Noch Ende des 19. Jahrhunderts war Gaggenau in Einwohnerzahl, Gewerbe (außer Industrie), Kirche, und vielem Anderen, seinem Mutterort Rotenfels unterlegen.
Noch heute ist die Gemarkung Rotenfels die größte Gemarkungsfläche der Großen Kreisstadt Gaggenau, welche ca. 2/5 der Gesamtfläche aller 9 Stadtteile ausmacht. Die Gemarkung Rotenfels schlingt sich noch heute ost- und südwärts um die Dörfer Michelbach und Sulzbach herum, wobei während der Säkularisierung im 19. Jh der "Heiligenwald" der Gemarkung Michelbach zugeschrieben wurde. Selbst die "Sulzbacher Hausberge", Bruhberg und Bernstein, sind noch heute Rotenfelser Gemarkungsfläche. Die Gemeinde Loffenau schreibt in ihrer Chronik, ihr Ort sei auf "Rotenfelser Mark" entstanden. Links der Murg gehörten 2/3 des Gaggenauer Glashütten-Areals einst zu Rotenfels, Breitwiesen, Gritt und der Unterlauf des Traischbachs waren bis ins 20. Jh. Rotenfelser Gebiet. Der Fuß der Bergkette der Schanzenberge beim Rotenfelser Kurpark stellt allerdings schon die Grenze zur Gemarkung Kuppenheim dar. Der Schanzenberg, alter Standort der "Burg Rotenfels", an seinem Fuße die Ruine des alten Dienst-/Jagdhazses "Solitude", später als "Römischer Pavillon", Weinbrenner-bau, Lusthaus der Reichsgräfin Hochberg, heute im Volksmund bekannt als "Hexentanzplatz", sind Kuppenheimer Gemarkungsfläche, obschon historisch Rotenfels zugeschrieben.
Seit je her gehört zu Rotenfels der Hof Winkel, erstmals erwähnt im Jahr 1102, aus dem sich im Laufe der Jahrhunderte eine Hofsieldung und bis heute ein vom Hofgut unabhängiger Ortsteil von Rotenfels entwickelt hat.
Zu unserem letzten runden Ortsjubiläum wurde kein Heimatbuch aufgelegt. Im Jubiläumsjahr fanden allerdings mehrere Vorträge zu fundiert recherchierten Themen statt, und unser Verein erarbeitete eine umfangreiche Ausstellung über die Ortsgeschichte. Die Tafeln sind im Folgenden abrufbar.
Themen:
1) Geologie und Frühgeschichte
2) Um das Jahr 1041
3) Aus alten Urkunden: Mühlen in Rotenfels
4) Rotenfels, die Gemeinde
5) Schulwesen in Rotenfels
6) Topografie und Geografie
7) Unsere Gewässer: die Murg und die Dorfbäche
8) Das Verkehrswesen
9) St. Laurentius - die Mutterkirche des Murgtals
10) Unser Ortsteil Winkel
10a) Der Winklerhof
11) Die Landwirtschaft in Rotenfels
12) Alte Gewerbe und Handwerk
13) Industrieentwicklung
14) Eisen und Steingeschirr aus Rotenfels
15) Schloss und Mustergut des Markgrafen
16) Bad Rothenfels
17) Kurwesen und Fremdenverkehr
18) Rotenfelser Gastronomie
19) Arzt- und Gesundheitswesen
20) Die Kriegs- und Notjahre
21) Das Rotenfelser Volksleben
22) Die Rotenfelser Vereine
Ausserdem präsentierten wir auf 4 übergroßen Tafeln "Alt-Rotenfels in Bildern", mit kurzen Erläuteriungstexten zu den Aufnahmen, sortiert nach Ortsabschnitten bzw. Straßen:
23) Links der Murg: Kur- und Schlosspark
24) Die alte "Längsachse", Murgtalstr. und Seitenstraßen
25) Ortskern
26) Die alte "Querachse" - das "Dorf"
Da wir nicht möchten, dass unsere Fotos an anderen Stellen im Internet wieder auftauchen, oder sonstwie kommerziell oder ohne korrekte Quellenangabe weiterverwendet werden, haben wir manche Fotos auf den Tafeln mit einem Wasserzeichen versehen.
Wer Interesse am Erhalt einzelner Bilddigitalisate in Originalgröße und ohne Wasserzeichen hat, darf sich gerne bei uns melden. In diesen Fällen übergeben wir die entsprechenden Fotos mittels eines Überlassungsvertrages.
Da die Tafeln 1-22 im Original 1 Meter und die Bildtafeln 23-26 im Original 2 Meter Seitenbreite haben, lassen wir das Herunterladen als Grafikdateien zu. Die heruntergeladenen Dateien können mit einer Bildbetrachtungs-Anwendung geöffnet und gezoomt werden, um den Text lesbar darzustellen.