HINWEIS: 

 

Mitte 2016 lief der Mietvertrag unserer Museumsfläche aus und wurde nicht verlängert. Eine Alternative für den Fortbetrieb konnte nicht gefunden werden. 

Die Ausstellung ist daher dauerhaft geschlossen und wird aufgelöst. 

 

Mehr dazu siehe Aktuelle Nachrichten, Beitrag vom 25.9.2017

 

 

Archivierter Eintrag:

Sammlung "Altes Handwerk und Landwirtschaft" im ehemaligen Markgräflichen Schlossgut

Herrenhaus und ehemalige Wirtsstube im Hofgut (Privat-Besitzer S.Rohwer)

Eine Möglichkeit, wie es in der Region keine Zweite gibt, wurde uns im Jahr 1996 eröffnet. In den Räumen eines ehemals "markgräflich-badischen landwirtschaftlichen Mustergutes" konnte unser Verein eine Dauerausstellung über landwirtschaftliche Gerätschaften und altes Handwerk eröffnen. 

Da der damalige Besitzer des Rotenfelser Hofgutes, Holger Rohwer – seinerzeit Stadtrat und Beisitzer in unserem Verein -  schon damals Sammler von landwirtschaftlichen Geräten war, plante man gemeinschaftlich die Einrichtung einer museumsähnlichen „Handwerker-Ausstellung“, die unter der Regie unseres Vereines geführt werden sollte.

1996 wurde mit der Familie ein Mietvertrag für die große Scheuer (Standort entlang der Murg) mit der Laufzeit von insgesamt 20 Jahren geschlossen.

Zur Eröffnungsfeier der „Landesakademie“ im Schloss Rotenfels im Jahr 1996, konnte bereits ein Teil der Sammlung gezeigt werden. Die Sammlung setzt sich überwiegend aus Sachspenden und Leihgaben der Bevölkerung zusammen.

Im Jahr 2010 wurde die Ausstellung von Grund auf neu angeordnet. Viele Exponate aus Handwerksberufen und Landwirtschaft sind auf einer Fläche von ca. 350 qm in 3 Stockwerken zu sehen, im überdachten Innenhof finden sich eine mobile Kelter und Großgeräte aus der Landwirtschaft, und als „besonderes Exponat“ ein fast achtlos mit Bauaushub der "Rothermaquerspange" abtransportierter historischer Grenzstein der ehemaligen Gemarkungsgrenze zwischen Rotenfels und Gaggenau. 

Im Innenbereich der Ausstellung werden eine Rotenfelser Schmiede, eine Schuhmacher- sowie Sattlerwekstatt, sowie Exponate zu den Handwerksberufen Schreiner und Drechsler, Küfer, Metzger, Rechenmacher, Steinhauer, Zementbearbeitung, sowie zu Haus- und Landwirtschaft vorgestellt. 

Voller Stolz können wir bemerken, dass wir einen „Handwerkerhof“ zeigen können, der in einer „echten“ ehemaligen landwirtschaftlichen Musteranstalt untergebracht ist. Einfach eine Besonderheit.

 

Wer Interesse an einer Führung hat kann dies unter unseren Kontaktadressen, oder direkt beim derzeitigen Ausstellungsleiter Roland Hirth anmelden.

Nachtrag 01. Oktober 2017: Dies ist nicht mehr möglich. Die Ausstellung musste aufgelöst werden. 

 

Gruppen ab 10 Personen werden ausserdem gerne durch die Markgraf Wilhelm Wege geführt. Alle Führungen können mit einzelnen weiteren Themen verbunden werden: Schlossgeschichte, Kurpark, Baumbestände, Allgemeine Ortsgeschichte usw. 

Innenhof mit Scheuer und Heuboden (Ausstellung im OG)

Geschichte des Hofgutes

Das Rotenfelser Hofgut ist eng mit dem Namen des Markgrafen Wilhelm von Baden, Sohn des Großherzogs Karl-Friedrich und seiner zweiten Gemahlin Luise Karoline von Hochberg, verbunden.

Schon bis in das Jahr 1758 reichen die Ursprünge dieses Gutes zurück, das früher als "Markgräfliche Guts-Wirtschaft" und als landwirtschaftliches Mustergut  bekannt war. In jener Zeit erwarb der Badische Landesfiskus die eingegangene "Eisenschmelze Rotenfels", ein Konkurrenzbetrieb zum Gaggenauer Eisenwerk. Noch einige Jahrzehnte diente die Anlage militärischen Residenzen während der deutsch-französischen Koalitionskriege, sowie als Unterkunft von deutschstämmigen Elsass-Flüchtlingen, "Krugbäcker", die auf den Rotenfelser Anlagen ihr Handwerk fortsetzen konnten. Der Großherzog schenkte die Güter Rotenfels (Schmelze) und Winkel (Winklerhof) seiner 2. Gemahlin, diese verpachtete den Winklerhof und ließ die Schmelzanlage zur professionellen Steingeschirrfabrik umbauen und betreiben. 1816, in den Besitz ihres Sohnes Markgraf Wilhelm gekommen, ließ dieser die Fabrik abbrechen und zur Sommerresidenz umgestalten.  

Markgraf Wilhelm residierte fortan überwiegend im Schloss Rotenfels, das seine Familie von Weinbrenner umbauen ließ. Seine Verbindung zu Baden-Baden war sehr groß, da sein älterer  Bruder, Großherzog Ludwig, im dortigen „Neuen Schloss“ seine Sommerresidenz hatte.

Über die Chaisenstraße kamen viele Höherbesteuerte, Unternehmer, Jagdfreunde und Adlige von Baden-Baden zum Schloss und Gut Rothenfels.

Eine ganz besondere Beziehung hatte Wilhelm zu seiner Nichte, der Badischen Prinzessin Louise (Zarin Elisabeth II, verheiratet mit dem russischen Zaren Alexander I).

Nach seinem Feldzug mit Napoleon 1812 widmete sich Wilhelm ganz der Landwirtschaft und errichtete eine Musteranstalt, die weit über die Grenzen des Landes bekannt war und als Vorzeigeobjekt von Besuchern aus nah und fern aufgesucht wurde.

Die Verwaltung des Guts lag allein in Wilhelms Hand.

1822 ließ er die schon länger bestehenden Gebäude (u.A. die Gastwirtschaften

„Auf der Schmelz“ bzw. „Zum Schwerz‘schen Pflug“ umbauen und errichtete ein imposantes Wirtschaftsgebäude mit Verwalterwohnung bei der Schmelzerbrücke.

Bereits 1820 legt er den Grundstein für seine „Musteranstalt“. Mit der Vergrößerung des Gutes und der Steigerung der Ertragsfähigkeit wuchs gleichzeitig das Bedürfnis an Gebäuden. Das Wirtschaftsgebäude mit Verwalterwohnung wurde um einen Stall, Holzremise, Waschhaus und Schweinestall erweitert. Er setzte einen Pächter ein und ließ den Betrieb der Schankwirtschaft fortführen.

Das kaum begonnene Werk wurde 1824 von einer großen Überschwemmung schwer heimgesucht. Die Murg mäandrierte zuvor noch unreguliert durch das Bruchgebiet.

Zur Wiederherstellung wurden im Verlauf von 35 Jahren mehr als 70.000 Fuhren Erde herbei geschafft, um damit die einzelnen Flure aufzufüllen. Zusätzlich versah der badische Staat in den 1830ern die Murg mit einem Hochwasserschutzdeich und einem eingefassten und ausgekleideten Flussbett, sodass das Mustergut vor weiteren Überschwemmungen geschützt war.

 

Am Gutshof entstanden ferner an Gebäuden:

1830 eine Wagenremise, 1833 ein Viehstall, eine Kartoffeldampf-Brennerei mit Keller und Holzremise, 1834 eine große massive Scheune, 1835 ein Schuppen mit darüber liegendem Fruchtspeicher (unsere heutige Ausstellungsfläche).

 

Das Mustergut wird zum Anschauungsobjekt für adelige und bürgerliche Besucher, wie uns das Fremdenbuch belegt. Unternehmer und Landwirte aus Frankreich, aus England, Professoren und Studenten der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim.

Aber auch Gutspächter und Verwalter aus dem In- und Ausland besichtigen studienhalber das herrschaftliche Anwesen.

 

Ab dem Jahr 1830 wurde bereits auf großen Kulturen im sechsjährigen Turnus der Ackerbau betrieben.

Angepflanzt wurden folgende Feldfrüchte:

Kartoffel, Gerste, Klee, Hafer, Stoppelroggen, Winterfrucht, Raps, Topinambur, Stoppelrüben und eine Luzerner Futterpflanze.

Der Gutsherr ließ auf kleinen Parzellen Versuchspflanzungen mit dem englischen Cowgras (Waldklee) Ripsgras ( Wegerich) Pimpinelle, Hirse, Stauden- oder Waldkorn und dem Incarnatklee anlegen.

 

Neben der Bewirtschaftung von Wiesen- und Weideland wurde hier auch die Waldkultivierung und der Obstanbau betrieben.

1838 waren auf den verschiedenen Fluren insgesamt 1668 Apfel, Birnen, Nuss, Kirschen, Zwetschgen- und Pfirsichbäume gezählt, deren Bestand sich 20 Jahre später auf 2500 Stück erweitert hat.

Ende der 1830 er Jahre beträgt der Grundbesitz an Gärten, Anlagen, Wiesen, Äckern, Murgvorland-Dämmen und Waldungen 325 badische Morgen (117 ha)

 

Der Viehbestand hatte sich auf 50 Rinder, teils Zug- und Mastochsen, sowie Milchkühe der Holländer-, Limburger-, und der Schweizer Rigi-Rasse erhöht.

 

Es wurde auch Schafzucht mit einem Stamm der englischen langwolligen Dishley- oder Newleicester- und einer reinen deutschen Rasse auf dem Schlossgut betrieben.

So befanden sich 34 englische und 40 deutsche Schafe auf der Weide.

 

Auch über die modernsten landwirtschaftlichen Geräte und Handgeschirr verfügte der herrschaftliche Musterbetrieb.

Markgraf Wilhelm gestattete Florian Maurer, einem Ackergerätefabrikanten aus Gaggenau, die Erprobung seiner Produktion.

In seinem Auftrag entwickelte und fertigte Maurer landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Pflüge, Eggen, Walzen, Sä-, Wurzelwerk- und Häckselschneidmaschinen.

Besonders verdient gemacht hat sich der 1796 geborene Unternehmer durch die Fertigung des „Schwertzschen Pfluges“. 1858 reiste Markgraf Wilhelm mit dem Gaggenauer Ackergerätefabrikanten zur Weltausstellung nach Paris, um den Absatz der hochwertigen Erzeugnisse zu fördern. Er kam zurück mit Auszeichnungen, wonach selbst Napoleon III später nach Baden reiste,  um sich nähere Informationen einzuholen.

 

Die Musterökonomie war bald bis auf 341 Morgen (122 ha.) Gelände angewachsen.

 

1839 kam Freiherr Ellrichshausen von Gut Meisenhalden, einer der betriebsamsten Landwirte Württembergs, nach Rotenfels, um die Werke Wilhelms zu besichtigen. In einem Gespräch mit dem Markgrafen berichtete er von den Erfahrungen seiner weltweiten Studienreisen, und riet dem Markgrafen, am Fuß des Schanzenberges Proben auf Steinkohlevorkommen bohren zu lassen.  Der badische Bergrat Walchner ging mit diesem Vorschlag einher. Bei den Bohrungen stieß man allerdings knapp 100 Meter unter der Erdoberfläche nicht auf Kohle - jedoch zunächst zum Ärgernis der Arbeiter auf Wasser. Schnell stellte sich heraus, dass es sich hierbei um eine warme Therme handelt. Wilhlem nutzte daraufhin die Gunst der Stunde, und ließ den Platz zum "Bad Rothenfels" ausbauen. Eine Trinkhalle mit Badeanstalt, Badhotel, Park mit See, und ein reges und beliebtes Kur- und Fremdenverkehrswesen entstanden bald darauf. 

 

Nach dem Tode Markgraf Wilhelms, ging das Gesamtanwesen "Gut, Schloss und Bad Rothenfels" an seine Tochter Sophie zu Lippe über. Große Teile der Landparzellen gingen in den Besitz der Orte Rotenfels, Oberndorf und Bischweier, nach deren Tod an ihre Nichte Feodora zu Leiningen-Amorbach. 1937 wurde der Staat Eigentümer (sog. „Domänengut“).

In den Kriegsjahren war im Hofgut eine Hühnerzucht in Pacht eingerichtet. Die Fa. Daimler Benz hielt seit 1956 den damals sogenannten „Murghof“ in Pacht. Hier fanden Vorführungen mit dem in Gaggenau produzierten „Unimog“ samt seiner landwirtschaftlichen Anbaugeräte statt. Neben der Errichtung einer Unimog-Fahrerschule wird auch Schweinemast für den Eigenbedarf betrieben.

 

1995 übernahm der damalige Pflanzenhof Rohwer die Hofgebäude durch Kauf, heute in 2. Generation im Familienbesitz.

Druckversion | Sitemap
© Verein für Kultur- und Heimatgeschichte Bad Rotenfels e.V. / A.Fitterer / 02-2021